Im April dieses Jahres kündigte US-Präsident Donald Trump weitreichende Zollmaßnahmen an: Eine 10-prozentige Abgabe auf sämtliche Importe sowie Sonderzölle von bis zu 34 % auf chinesische Waren. Diese Entscheidung löste erhebliche Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten aus – binnen weniger Tage wurden rund 6,6 Billionen US-Dollar an Börsenwerten vernichtet. Der S&P 500 fiel um über 10 %, der Technologieindex Nasdaq sogar um 11 %.

Auch die Marktvolatilität nahm stark zu: Der sogenannte VIX-Index – eine Kennzahl zur Messung der erwarteten Schwankungen – sprang auf über 57 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit einem Jahr. Der US-Dollar legte zunächst leicht zu, geriet dann aber unter Druck, da viele Anleger negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum der USA befürchteten.

Die politische Dimension blieb ebenfalls nicht aus: China reagierte mit Gegenzöllen von bis zu 125 % auf US-Produkte, was die Spannungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten zusätzlich verschärfte. Die Folge: ein spürbarer Vertrauensverlust in die wirtschaftspolitische Berechenbarkeit der USA – auch aus europäischer Sicht.

Angesichts dieser Dynamik lenkte die US-Regierung schließlich ein: Die Einführung vieler Zölle wurde für 90 Tage ausgesetzt – mit Ausnahme jener, die sich gegen China richteten. Diese Ankündigung sorgte für eine kurzfristige Entspannung an den Märkten, die langfristigen Auswirkungen bleiben jedoch offen.

 

Was bedeutet das für Europa?

Aus europäischer Perspektive erscheint der Euro gestärkt – faktisch spiegelt sich darin jedoch eher die Schwäche des US-Dollars wider. Viel gravierender ist, dass das Vertrauen in die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den USA gelitten hat. Wenn wirtschaftspolitische Maßnahmen ohne vorherige Konsultationen und mit kurzfristigem Charakter umgesetzt werden, erschwert das die Planbarkeit und belastet langfristige Handelsbeziehungen.

Ob die Rücknahme einzelner Maßnahmen Ausdruck eines politischen Umdenkens war oder ein taktisches Manöver zur Marktberuhigung, bleibt Spekulation. Sicher ist jedoch: Politische Entscheidungen mit globaler Wirkung brauchen eine fundierte Vorbereitung und den Dialog mit Partnern – und keine kurzfristigen Alleingänge, die außenpolitisch wie eine wirtschaftliche Dampfwalze wirken.

 

Quelle: Florian Gramm, primus finance GmbH